Gendersprache

 

Ein Beispiel vorgeschlagener Gendersprache an einer Hochschule (LMU München)

Vorschlaege der
            Frauenbeauftragten, LMU

Oben ist eine Illustration von der Webseite der Frauenbeauftragten der LMU München [Ludwig-Maximilians-Universität München] zu sehen (Stand: 23.4.2024). Die Botschaft ist auch ohne die auf jener Webseite folgende Erklärung deutlich genug. (Eine ausführlichere Analyse dieser Webseite findet man hier.)

«Der Frauenbeauftragten der LMU ist es ein Anliegen», dass ein «kreative[s] und inklusive[s] Potential der Sprache im Hochschulkontext anerkannt und auf allen Ebenen angewandt wird». D.h. dass sie meint, dass alle gendern sollen, d.h. sexualisierte, diskriminierende Sprache verwenden sollen. Aufgrund unhaltbarer linguistischer Annahmen erwartet die gute Kollegin recht magische Wirkungen.

Die Frauenbeauftragte hat offenbar noch immer nicht mitgekriegt, dass das inklusive Potential der Sprache schon längst verwirklicht ist, nämlich in den Generika. Oder jemand hat sie irregeführt mit Unfug aus der sogenannten «feministischen Linguistik».

Die zweite Zeile im Bild zeigt ein Beispiel der so genannten «genderneutralen Sprache», wo angeblich geschlechtsspezifische Wörter durch Verwendung eines Präsenspartizips vermieden werden1. Dass sich hier eine auffällige Unempfindlichkeit für Sprache zeigt, wird durch eine wirklich sehr kurze Analyse deutlich: Ein Student, der in seinem Zimmer sitzt und sich auf die nächste Lehrveranstaltung vorbereitet, ist ein Studierender. Derselbe Student, wenn er abends in die Kneipe geht und an der Theke ein Bier trinkt, sollte aber nicht mehr als Studierender, sondern als Trinkender beschrieben werden. Die Anrede im Bild gilt also nicht für z.B. Immatrikulierte, die aktuell nicht im Hörsaal sitzen, sondern im Supermarkt einkaufen oder in Urlaub sind. Und was soll man tun, wenn von einem einzigen Studenten die Rede ist? Sagt und schreibt man dann «für jeden Studierenden», wie ich schon in empfangenen Emails gelesen habe? Dann hätten wir ja doch wieder eine ‹maskuline› Form.

Prof. Dr. Katerina Stathi (Professor für deutsche Sprachwissenschaft am Germanistischen Institut der WWU Münster) sagt zu diesem Unfug:

Ich halte vor allem bei der Verwendung des Singulars von diesen Partizipialformen nichts, weil es in der Einzahl nach wie vor eine Unterscheidung zwischen der männlichen und der weiblichen Form gibt. Es gibt die Formen ,ein Student‘ und ,eine Studentin‘ – warum sollte ich also im Singular von ,ein Studierender‘ sprechen? Der ideologisch geprägte Ansatz, unter allen Umständen die maskuline Form vermeiden zu wollen, zeigt sich auch bei dem Begriff ,der Einwohnende‘. Die Partizipialformen sind möglich für Verben, die einen Vorgang bezeichnen (wie ,teilnehmen‘), aber nicht einen Zustand (wie ,wohnen‘). Man sieht vielmehr an diesem Beispiel, welch absurden Züge es annimmt, wenn ich um jeden Preis möglichst alle Begriffe, die auf ,-er‘ enden, austauschen will.

Noch immer kennt meine Universität ein Studentenwerk, und kein Studierendenwerk (oder noch schlimmer: Student*innenwerk). Dies passt auch zum Studentenleben, das kein ‹Student*innenleben› oder ‹Studierendenleben› ist. (Wäre ‹studentisches Leben› etwa besser? Aber das Wort ‹studentisch› ist doch von ‹Student› abgeleitet: wäre das für Genderaktivisten gendersensibel?)

«Faire und diskriminierungsfreie Sprache»

Die Frauenbeauftragte befürwortet auf derselben Webseite «genderumfassende Beschreibungen und Formulierungen», offenbar ohne dass sie weiß, was ein Generikum ist, und dass die grammatisch männlichen Generika schon genderumfassend sind (weil eben generisch). Offenbar findet sie es fairer und diskriminierungsfreier, wenn alle ständig diskriminierend über das Geschlecht erwähnter Personen denken und dies mittels Gendersprache zum Ausdruck bringen.

«Sollte dies nicht möglich sein, können alternativ Gender* (Asterisk), Gender_ (Gender-Unterstrich), Gender: (Gender-Doppelpunkt), Gender' (Gender-Apostroph) etc. verwendet werden.» Offenbar hat man im Büro der Frauenbeauftragten noch nicht mitgekriegt, dass vor einigen Tagen die bayrische Regierung die Verwendung solcher sprachlichen Verunstaltungen in Schulen und Behörden untersagt hat. Die bayrische Regierung zeigt hier also eine sprachwissenschaftlich richtige und politisch progressivere Haltung als manche Dozenten an der Elite-Universität LMU. Wie Die Welt berichtet:

„Für uns ist die klare Botschaft, Sprache muss klar und verständlich sein“, sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU). Es gehe mit dem Verbot aber auch darum, die „Diskursräume in einer liberalen Gesellschaft offenzuhalten“. Eine ideologisch geprägte Sprache etwa beim Gendern habe dagegen eine exkludierende Wirkung. In bestimmten gesellschaftlichen Milieus gebe es zudem viele missionarische Nutzer bei der Verwendung der Sprache, die nicht mit einer offenen Gesellschaft vereinbar seien.

Wie die LMU Mitarbeiter zum ,Gender Salon‘ einlädt

Am 25.3.2024 empfing ich ein Rundschreiben vom Lehrstuhl Soziologie und Gender Studies der LMU, in dem die Leser zu einem ,Gender Salon‘ am 27.3.2024 eingeladen wurden. («Der Gender Salon ist ein Public-Science-Format rund um kreative und produktive Auseinandersetzungen mit dem Thema Gender, immer an den Schnittstellen zwischen Wissenschaft, Kunst, Kultur und Politik», wurde im Rundschreiben erklärt.) Zum Thema ,Wie Queer Cinema arbeitet‘ würde sprechen ein(e) «Juniorprofessor*in» aus Babelsberg. Ja, Sie haben es richtig gelesen: Juniorprofessor*in.

Was sagt uns diese Mitteilung? Dass jene Person von sich nicht weiß, ob sie männlich oder weiblich ist? (Heutzutage scheint alles möglich zu sein, vielleicht auch beim höheren Lehrpersonal an Universitäten.) Oder dass der Lehrstuhl an der LMU es nicht weiß? Meine Vermutung ist, dass derjenige, der dieses Rundschreiben geschrieben hat, einfach gedankenlos darauf losgegendert hat, ohne auf das gerade Geschriebene zu schauen und sich zu fragen, was da eigentlich steht und wie es bei den Lesern ankommt.

Die einfache Lösung

Die Lösung für die neulich und künstlich empfundene ‹Ungerechtigkeit› (die also keine ist, wie wir schon besprochen haben) ist besonders einfach: man schafft die weiblichen Spezifika ab, die die echten ‹Feinde› sind, wie man das z.B. im Englischen und Niederländischen gemacht hat. Das heißt: Man kehrt einfach zurück zum ursprünglichen geschlechtsneutralen Zustand, den es, wie Sprachhistoriker nachgewiesen haben, schon seit Jahrhunderten bis heute gab, bevor einige Aktivisten (denen es offenbar nicht um die gute Sache, sondern wahrscheinlich nur um ihre eigene Wichtigtuerei geht) mit ihrem laut verkündeten Unwissen für sich und / oder für ihre Freunde (oder ‹Freund*innen›?) neue Jobs kreierten und andere mit sich in ihrem Sog mitschleppten.

(Stand: 23.4.2024)

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