Gendersprache

 

Ist die sogenannte «gendergerechte Sprache» wirklich emanzipatorisch und fortschrittlich, oder eher regressiv?

Das Gendern soll laut dessen Befürwortern ‹gerecht› und ‹progressiv› sein. Eine nähere Analyse zeigt aber, dass genau das Gegenteil der Fall ist.

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Zur Einleitung

Die sogenannte «gendergerechte Sprache» ist anti-egalitär, weil sie, anstatt die gesetzlich garantierte fundamentale Gleichheit aller Menschen zu respektieren, fortdauernd auf kollektivistische Unterschiede zwischen Menschen beharrt. Sie ist grundsätzlich diskriminierend. Anstatt überlieferte soziale Schranken zu beseitigen, bestehen die Verwender solcher Sprache darauf, nicht nur die alten Schranken zu behalten und zu verstärken, sondern auch noch neue Schranken zu kreieren, wie in der neuen Ausgabe des Duden.

Man fragt sich, was für Auffassung von ‹sozialer Gerechtigkeit› dahinter steht. Es sieht eher aus wie das Einführen eines neuen Kastensystems oder einer Geschlechter-Apartheid.

Charakteristisch für diese identitätspolitische Mentalität ist das Ablehnen von Verantwortung. Alle ‹Identitäten›, die sich heutzutage vermehrt in der modischen Identitätspolitik zu Wort melden (hierzu gehören auch die modernen Pseudo-Feministen), haben gemeinsam, dass sie sich als Opfer darstellen, und zwar Opfer nicht von eigener Dusseligkeit, Inkompetenz, Kurzsichtigkeit, Faulheit, Verantwortungslosigkeit oder Wahn, sondern von anderen Kategorien von Menschen, die angeblich übel seien und die als Sündenbock dienen1.

Auch wird die eigene Verantwortung für das Nicht-Benutzen von reell existierenden Möglichkeiten der persönlichen Qualifizierung abgelehnt. In Wirklichkeit können Frauen Bundeskanzler, oder Verteidigungsminister, oder Präsident der Europäischen Kommission, oder Präsident der Europäischen Zentralbank werden (das alles ist schon passiert).

Leider gibt es aber noch immer in gewissen Bereichen eine faktische Benachteiligung von Frauen, die sich nicht gut rechtfertigen lässt (so sollte meines Erachtens, z.B., jeder Mensch für die gleiche Arbeit die gleiche Belohnung erhalten, egal um was für Mensch es sich handelt). Tatsache ist aber, dass heutzutage eine Frau praktisch alles tun und werden kann, was sie will. Aber die Frau muss sich dazu anstrengen und sich qualifizieren – genau wie auch ein Mann nicht einfach so, quasi von selbst, Bundeskanzler usw. wird.

Im Falle der angeblich gendergerechten Aktivisten handelt es sich in erster Linie um Frauen, die behaupten, von einem kollektiven Feind (den Männern) benachteiligt worden zu sein. Expliziten, diskriminierenden, krankhaften Männerhass können wir bei Vertretern der sogenannten «feministischen Linguistik» feststellen – d.h. in der Ecke, woher dieser Sprachaktivismus stammt.

Gendern ist reaktionär, regressiv, rückwärtsgewandt

Gendern gilt seit kurzem als eine ‹progressive› Mode – aber was heißt das eigentlich, ‹progressiv›?

Den Großteil meines Lebens galt es als politisch ‹progressiv›, dass man danach strebte, dass keiner durch seine Herkunft in irgendeiner Weise – durch körperliches Aussehen, religiöse Überzeugung, ethnische Zugehörigkeit, wirtschaftlichen Status, Geschlecht – benachteiligt werden würde. Dies ist in den vergangenen Jahrzehnten in den liberalen westlichen Demokratien auch in sehr großem Maße verwirklicht worden, und das ist gut. Dies ist eine kulturelle Leistung, die ganz konsequent die Würde des Individuums hervorhebt. Sie ist eine Leistung des sogenannten Westens (Europas und ihrer kulturellen Nachkommen), wie sie bisher in keinem anderen Teil der hoch entwickelten Welt realisiert worden ist. Diese progressive Haltung aus dem klassischen Liberalismus finden wir in Artikel 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland wiedergegeben.

Wenn Angela Merkel Bundeskanzler wird, oder Christine Lagarde und Ursula von der Leyen Führungspersonen der Europäischen Union werden, dann haben diese Personen das nicht einer Frauenquote zu verdanken. Frauenquoten sind, ihrem Wesen nach, wie alle solche Quoten, zutiefst anti-egalitär, weil sie auf Diskriminierung basieren. Wenn z.B. einem Mann, der sein ganzes Leben lang seine Fähigkeiten entwickelt hat, eine berufliche Stelle verweigert wird, weil es eine Frauenquote gibt und er ein Mann ist, dann ist das ein Unrecht: sexistische Diskriminierung. Er wird benachteiligt, weil er ‹falsch› geboren ist. Das ist nicht besser als die Benachteiligung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts, oder die Benachteiligung einer Person aufgrund der Hautfarbe, mit der sie geboren ist. Solche Diskriminierung, auch gegen Männer, ist nicht im Sinne des Grundgesetzes.

Geschlechtergerechtigkeit bedeutet, dass man auf das Individuum und auf das Geeignetsein und die Fähigkeit jenes Individuums für eine gewisse Stelle in unserer Gesellschaft schaut, und nicht auf das Geschlecht – genau wie es egal ist, was die sexuelle Orientierung jenes Individuums ist, woher seine Eltern stammen, oder in welche Kirche es sonntags geht, oder ob es überhaupt Götterhäuser besucht.

Gendersprache ist eigentlich eine Frauenquote in der Sprache. Durch das fortdauernde Sexualisieren der Sprache, durch die ständige Hervorhebung der Geschlechtlichkeit, wird ständig diskriminiert. Ich will auf keine Weise dazu gezwungen, genötigt oder unter Druck gesetzt werden, ständig über Geschlechtlichkeit zu denken und dies in meiner Sprache zum Ausdruck zu bringen. Wollen Sie ständig über Geschlechter nachdenken und sprechen? Sind Sie etwa wie diejenigen, die der (weibliche) Schriftsteller Nele Pollatschek kritisiert?

Zum Glück haben wir in der deutschen Sprache die Generika, die es uns seit wer weiß wie vielen Jahrhunderten im Deutschen möglich machen, geschlechtsneutral zu sprechen. Diese haben wir schon besprochen. Wer jetzt behauptet, dass die Generika Frauen diskriminieren, weil die meisten solchen Wörter grammatisch männlich sind, hat etwas gar nicht verstanden – oder verbreitet absichtlich eine Unwahrheit.

Es ist nicht nur eine bittere Ironie, sondern auch pervers, dass das Gendern als ‹progressiv› und sogar ‹links› propagiert wird (denn wer es kritisiert, wird von den Aktivisten nach ihrem Schwarz-Weiß-Denkmuster in die ‹rechte› Ecke geschoben). Dies ist auch u.a. Prof. Vogel und Prof. Bayer aufgefallen.

(Stand: 5.8.2023)

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  1. Der in Deutschland wohl bekannteste Auswuchs dieser Mentalität ist die Judenverfolgung im Dritten Reich, als die identitären ‹Arier› meinten, sich mit extremer Gewalt gegen Juden ‹wehren› zu müssen.↩︎