Gendersprache


 

Beispiele von Frauen, die sich kritisch über das Gendern aussprechen

In der stark polemisierten Situation, in der in Deutschland zum Thema Gendern gesprochen wird, greifen die Verteidiger des Genderns gerne zu unsachlichen, persönlichen Angriffen, um ihre Kritiker zu diskreditieren. Dies passt ganz zum Stil der an Popularität gewinnenden Identitätspolitik, wo nicht die guten Argumente zählen, sondern die (von Polemikern oft willkürlich zugewiesene) Zugehörigkeit zu dieser oder jener sozialen Gruppe, die vermeintlich der ‹Feind› oder der ‹Verbündete› sei. So wird eine Diskussion sehr schnell zu einer Schlammschlacht.

Der typische Identitätspolitiker wird behaupten, dass meine Meinung zum Thema Gendern nicht zählt, weil ich keine Frau bin. An dieser Behauptung stimmt einiges nicht (so darf ich mich sehr wohl zur gemeinsamen Sprache, die wir alle benutzen, äußern. Sie gehört eben nicht nur der Minderheit, die sich selbst als die ‹politisch Korrekten› darstellt). – Auf diese sexistisch diskriminierende Haltung will ich hier nicht weiter eingehen. Viel lieber erwähne ich einige Beispiele von vernünftigen Frauen, die sich sehr klar und mit harten Argumenten gegen die rückwärtsgewandte Mode des Genderns ausgesprochen haben.

Ihnen gemeinsam ist, dass sie sich auf die Würde des Individuums berufen und Sachlichkeit und Geschlechtsneutralität befürworten.

Diese kurze Liste ist bloß eine kleine, beliebige Auswahl von Personen, die mir gerade als Beispiele einfallen. Sie ist gar nicht vollständig und will eher Beispiele unterschiedlicher Herangehensweisen vorstellen.

Nele Pollatschek, Schriftsteller in Berlin, hat sich in publizierten Artikeln und in YouTube-Videos vehement gegen das Gendern als sexistisch geäußert. Sie will als «Schriftsteller» bezeichnet werden, weil sie die Bezeichnung «Schriftstellerin» als sexistisch ablehnt. Bekannt ist ihr Artikel «Deutschland ist besessen von Genitalien – Gendern macht die Diskriminierung nur noch schlimmer», wo sie sagt: «Wer aus meinem ‚Schriftsteller‘ ein ‚Schriftstellerin‘ macht, kann auch gleich ‚Vagina!‘ rufen.»

Judith Sevinç Basad «studierte Germanistik und Philosophie und schloss ihren Master mit einer Arbeit über totalitäre Tendenzen in der queerfeministischen Bewegung ab. Sie arbeitete für die Berliner Ibn-Rushd-Goethe-Moschee, die einen geschlechtergerechten und liberalen Islam praktiziert und publizierte u.a. für WELT, FAZ, NZZ und den Autoren-Blog "Salonkolumnisten". Im Jahr 2019 absolvierte Basad ein Zeitungsvolontariat im Feuilleton der NZZ. Seit 2020 erscheint ihre Online-Kolumne "Triggerwarnung" im Cicero. Sie lebt als freie Autorin in Berlin», (https://www.westendverlag.de/autoren/judithsevinc_basad/). Ich empfehle herzlich ihr Buch Schäm dich! Wie Ideologinnen und Ideologen bestimmen, was gut und böse ist: «Judith Sevinç Basad empört sich – und stemmt sich vehement gegen die sich aufgeklärt wähnende Meinungsmache, gegen Denkverbote und Unschärfen in den Argumenten einer selbsternannten kulturellen Elite» und entkraftet populäre woke Mythen über ‹Privilegien›. In diesem Buch hat die studierte Germanistin auch einiges über das Gendern zu sagen.

Auch trat sie in einer öffentlichen Diskussion gegen den identitätspolitischen Berliner Linguisten Stefanowitsch an: «Judith Sevinç Basad vs. Anatol Stefanowitsch: Sollen die Öffentlich-Rechtlichen gendergerecht sprechen?», https://www.deutschlandfunk.de/judith-sevinc-basad-vs-anatol-stefanowitsch-sollen-die-100.html.

Im Juni 2022 kündigte Basad mit einem offenen Brief («Wieso ich BILD verlassen habe») ihre Stelle bei der Bild-Zeitung, nachdem ihr Chef identitäre ideologische Forderungen gestellt hatte.

Dr. Ewa Trutkowski ist als Sprachwissenschaftlerin in der germanistischen Linguistik tätig. In mehreren Beiträgen, geschrieben und in Videoform im Internet abrufbar (s. die verschiedenen Verweise auf diesen Seiten), hat sie sich geäußert zu sprachwissenschaftlichen und -historischen Fragen, die das Gendern betreffen.

Prof. Gisela Zifonun vom Institut für Deutsche Sprache in Mannheim. Man lese z.B. ihren Artikel «Die demokratische Pflicht und das Sprachsystem: erneute Diskussion um einen geschlechtergerechten Sprachgebrauch», https://ids-pub.bsz-bw.de/frontdoor/deliver/index/docId/8290/file/Zifonun_Die_demokratische_Pflicht_2018.pdf und ihr «Sprachvorschriften sind ein Eingriff in die individuelle Meinungsfreiheit», https://www.linguistik-vs-gendern.de/media/22-11-19_gisela_zifonun_sprachvorschriften_sind_ein_eingriff_in_die_individuelle_meinungsfreiheit.pdf

Elke Heidenreich, bekannte Literaturkritikerin, hat sich ebenfalls kritisch über den identitären Sprachterror geäußert in einem Gespräch in der NZZ: «„Diese Betroffenheitskultur finde ich völlig falsch“: Elke Heidenreich erklärt, weshalb die Gendersprache uns nicht retten kann», https://www.nzz.ch/feuilleton/elke-heidenreich-ueber-shitstorms-literatur-und-gendersprache-ld.1654095.

Die linke Politikerin Sahra Wagenknecht hat in ihrem Buch Die Selbstgerechten eine kritische Analyse jener Bevölkerungsschicht gegeben, wo Identitätspolitik, das Gendern und ‹Wokeness› mehr als sonst wo gedeihen. Es sind in erster Linie keine Bauern, keine Arbeiter, keine Handwerker, die die Mode des Genderns anhängen, sondern eher gut bezahlte, politisch heuchlerische Akademiker in gut abgesicherten sozialen Positionen, die die Autorin «Lifestyle-Linken» nennt. Diese sind von der restlichen Bevölkerung dermaßen abgehoben, dass ihnen ein sozialer Realitätssinn fehlt.

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