Gendersprache


Die Verwendung der sogenannten «gendergerechten Sprache» ist nicht nur undemokratisch, sondern noch schlimmer: anti-demokratisch


Abschnitte auf dieser Seite:

Erinnerung an früher

Der Journalist Ingo Meyer erinnert sich an die DDR1:

Eingriffe in die Sprache – die etwas völlig anderes sind als systemische Eigenveränderungen – sind im Kern totalitär. Vielleicht fühle ich mich beim Genderthema deshalb an mein Leben in der DDR erinnert, in der es eine ideologisch gefärbte Kunstsprache gab, die man in der Öffentlichkeit nachahmte und im Privaten parodierte. Als ich im vergangenen Herbst im Radio die ersten Male Sprechpausen in Wörtern hörte, fühlte ich eine Entfremdung, als wäre in meine Wohnung eingebrochen und die Hälfte der Möbel umgestellt worden. Der wiederkehrende Singsang von den „Bürgerinnen und Bürgern“ lässt mich ähnlich benebelt weghören wie damals die Ernteberichte der Nachrichtensendung „Aktuelle Kamera“. Der Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke vermochte es kürzlich, in fünf Rundfunkminuten etwa 30-mal die Formel „Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen“ herunterzurattern, ab dem fünften Mal klang es wie „Generalsekretär der Sozialistischen Einheitspartei“.

Keine Unterstützung aus der Bevölkerung

Auffällig an der Genderei ist ihr grundsätzlich anti-demokratischer Charakter. Dies ist umso auffälliger, weil Sprache an sich eigentlich ultra-demokratisch ist. Dies liegt in der Natur der Sprache, denn Sprache kann nur dadurch funktionieren, dass die Mitglieder der Sprachgemeinschaft mit der Sprache einverstanden sind. Die Bedeutungen von Wörtern und von Satzbau sind nämlich eine Sache der Akzeptanz innerhalb der Gemeinschaft von jenen Menschen, die sich der Sprache bedienen. Umgekehrt wird Unverständliches nicht akzeptiert (einfach weil es unverständlich ist, und man will keine unverständliche Sprache).

In Prinzip wird eine Sprache gestaltet durch die breite Akzeptanz von allen, die gemeinsam die Sprache verwenden. Die Ausnahmen sind Nischensprachen, (z.B. die Fachsprache, die von Menschen mit einem gemeinsamen Beruf verwendet wird), oder die Sprache einer bestimmten Glaubensgemeinschaft, oder Gaunersprache.

Es gibt in allen lebenden Sprachen einen natürlichen Sprachwandel, aber das Natürliche liegt in der spontanen Verbreitung von Änderungen. Druck, Zwang und Nötigung führen zu unnatürlichem Sprachwandel, der als beleidigend, autoritär und unwahrhaft empfunden wird. Weil er so empfunden wird, sind unnatürliche Änderungen meistens auch kurzlebig oder werden von der Sprachgemeinschaft entkräftet, z.B. durch ironische Verwendung.

Die Verwendung «gendergerechter Sprache» wird laut mehreren Umfragen (ja, Plural) von einer deutlichen Mehrheit in der deutschen Bevölkerung abgelehnt2. Deutlich weniger als ein Drittel **befürwortet // sie (denn es gibt auch die Unentschlossenen, auch die bloß ängstlichen Mitläufer, die wohl eine Mehrheit der Genderer ausmachen, und auch diejenigen, denen die Sache egal ist).

In einigen Medien ist schon die Rede von einer übergriffigen «öffentlich-rechtlichen Umerziehung» von Seiten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. D.h. dass ein öffentlicher Dienst, der aus zwangsweise zu entrichtenden Gebühren der Bürger finanziert wird, sich nicht durch sein Neutralitätsgebot gebunden fühlt und sich umgestaltet hat zum Sprachrohr einer gewissen politischen Minderheitsströmung, die unnatürliche Sprachänderungen anstrebt. Heike Schmoll sagt dazu in einem Artikel in der FAZ:

Das ist nicht nur zutiefst undemokratisch, sondern widerspricht auch dem Auftrag der öffentlich-rechtlichen Medien. Deren Aufgabe ist laut Medienstaatsvertrag, die „Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, der Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen“. Doch das scheint die Sender wenig zu kümmern. Sprachliche Marotten einiger Redakteure wurden so zur allgemeingültigen Sprachnorm3.

Es gibt auch seit Juli 2022 eine Internet-Petition von Sprachwissenschaftlern und sonst sprachlich Berufstätigen, die sich dem Gendern widersetzen (in erster Linie dem Gendern im öffentlich-rechtlichen Rundfunk): https://www.linguistik-vs-gendern.de, wo man detailliert nachlesen kann, auf welche Weise viele Befürworter des Genderns auf direkte, offene Kritik reagieren (spoiler alert: sie reagieren ausweichend oder überheblich oder auf beide Weisen gleichzeitig). Auch finden Sie hier eine ausführliche Literaturliste. Schon mehr als 1100 Sprach- und Literaturwissenschaftler (und auch noch mehr als 5300 andere; Stand: 12.7.2024) haben unterschrieben. Der ZDF hat auf ein direktes Schreiben vom Initiator der Petition ausweichend4 reagiert.

Natürlicher Sprachwandel

Ein lahmes Argument von Befürwortern und Mitläufern des Genderns lautet: «Es hat doch immer Sprachwandel gegeben. Das ist nur natürlich.» Zwar gibt es ständig natürlichen Sprachwandel, der Wurzel in der Sprachgemeinschaft fasst, weil er spontan und natürlich und als positiv von den Sprechern akzeptiert wird. Aber ein Sprachwandel, der mit Zwang oder Nötigung herbeigeführt wird (was viele Genderer offensichtlich vorhaben), ist nicht natürlich, sondern künstlich, abgehoben, anmaßend und autoritär.

Offenbar herrscht bei einer absoluten Mehrheit der Deutschen ein vernünftigeres Sprachgefühl als bei manchen Medienbeschäftigten und Akademikern. Als Hochschullehrer muss ich leider sagen: sogar an den Universitäten, wo die «gendergerechte Sprache» immer verkrampftere, irrigere Blüten treibt. Eine Analyse von /mehreren linguistischen Denkfehler/n bei den Befürwortern der «gendergerechten Sprache» findet man im Artikel «Sprachen wandeln sich immer – aber nie in Richtung Unfug» von Josef Bayer (emeritierter Professor für allgemeine und germanistische Linguistik an der Universität Konstanz) in der Neue Zürcher Zeitung vom 10.04.2019. («Die Belege sind erdrückend», schreibt der Autor, und:

Und da kommen jetzt auf einmal missionarisch getriebene Sprachklempnerinnen daher und wollen uns erzählen, dass bei «Studentenwerk» ein frauendiskriminierendes Morphem auftaucht, das ungerechterweise nur Männer im Plural bezeichnet und Frauen ausschliesst. Man kann sich über so viel Ignoranz nur an den Kopf fassen. Dass diese Ignoranz ausgerechnet in den Universitäten zu Hause ist, wo man alle Chancen der Welt hätte, es besser zu wissen, ist eine beachtliche bildungspolitische und kulturelle Schande.

Wir verstehen Bayer sehr gut, denn wir haben schon besprochen, was die Sprachgeschichte und Sprachwissenschaft uns sagen.

Es fällt übrigens auf, dass die meisten expliziten Befürworter des Genderns keine Sprachwissenschaftler sind, und dass eine klare Mehrheit der Sprachwissenschaftler, die sich zu diesem Thema in der Öffentlichkeit melden, das Gendern ablehnen. So wurde allein schon die oben erwähnte Petition Linguistik vs. Gendern von mehr als 1100 (Stand: 12.7.2027) Sprach-  und Literaturwissenschaftlern unterzeichnet.

Unnatürlich, abgehoben, abgrenzend und ausschließend

Die «gendergerechte Sprache» trägt nichts zur erhöhten positiven «Sichtbarmachung» von Frauen in der Gesellschaft bei und bringt konkret nichts Positives für Frauen, weil sie, auch wenn die Absichten die besten wären, es einfach nicht kann, wie wir gleich auch an empirischen Beispielen bewiesen sehen werden. Aber eines ist klar: Die «gendergerechte Sprache» dient als eine sprachliche Abgrenzung einer aus der Höhe belehrenden, arroganten Clique von Politikern und nicht-erstrangigen Akademikern gegenüber der restlichen deutschsprachigen Bevölkerung. Durch diesen neuen Soziolekt zeichnet man sich auf gewisse Weise aus. (Man sollte sich aber gut überlegen, ob man sich wirklich so als undemokratischen und wissenschaftsfeindlichen Menschen auszeichnen will.)

Es handelt sich bei der sogenannten «gendergerechten» oder «gendersensiblen Sprache» um die abgrenzende Sprache einer neuen Kaste oder Sekte. Hierüber spricht Dr. Ewa Trutkowski in einem Interview im 3sat Fernsehen, ab 2:17 und vor allem ab 3:47.

Auch der Forscher über soziale Eliten Michael Hartmann bestätigt dies im Interview «„Eliten haben keine realistische Vorstellung vom Leben“», wo er über die oberen 4 Prozent der deutschen Bevölkerung spricht, die sich in den gesellschaftlichen Eliten immer wieder reproduzieren:

Dazu kommt, dass anders als früher so gut wie alle [in dieser Bevölkerungsschicht] ein Studium absolviert haben. Sie haben sich andere Gewohnheiten und auch eine andere Sprache angewöhnt. Beim Gendern wird das am deutlichsten. Was für die meisten von ihnen, bei den jüngeren vermutlich sogar für fast alle völlig normal ist, stößt bei der Mehrheit der Bevölkerung auf mehr oder minder großes Unverständnis. Das wird zwar registriert, aber in der Regel als Rückständigkeit dieser Bevölkerungsteile beurteilt und abqualifiziert.

Natürlich, offen, egalitär, respektvoll, demokratisch und progressiv sieht anders aus als das Gendern.

Autoritäres Agieren

Wenn man also mittels der Sprache das Denken der Menschen nicht ändern kann – wieso gibt es dann von einigen Seiten die moderne Sprachzensur und die herablassenden Sprachdiktate? Eine verwandte Frage ist: Warum verkünden Diktaturen solche Zensur und Diktate?

Die offensichtliche Antwort ist: Es ist ein ideologie-basiertes Psycho-Machtspiel. Es geht um die Entmündigung und Erniedrigung Andersdenkender.

Wie ich schon in meinen einführenden Bemerkungen sagte: Angriffe auf sprachlicher Ebene sind in der Regel persönliche Angriffe, die das vollwertige Menschsein des Angegriffenen in Frage stellen und versuchen, ihn zu diskreditieren und aus öffentlichen Debatten und Entscheidungsprozessen auszuschließen. (Etwa: «Du bist so blöd, du kannst nicht einmal richtig reden. Halt die Klappe und gehorche».) Eigentlich ein primitives, aber oft effektives Mittel. Der Kampf um die «richtige» «politisch korrekte»5 Sprache ist ein politischer Machtkampf um kulturelle Hegemonie (siehe unten).

Was die Genderpropagandisten wollen, ist eine quasi-polizeiliche Beherrschung öffentlicher Debatten: sie wollen bestimmen, wer was auf welche Weise sagen darf. Sie sind gegen die Redefreiheit und gegen die Meinungsfreiheit. Anstatt dass sie mittels rationaler, begründeter Argumente in einem öffentlichen, transparenten, respektvollen, demokratischen Gespräch anderen Menschen ihre eigenen Meinungen anbieten und nach einem konstruktiven Konsens streben, streben sie nach einer Meinungsdiktatur. Jeder, der ihrer Meinung nicht sofort und in jeder Hinsicht zustimmt, ist verkehrt und soll ausgeschaltet werden, schon auf einer sprachlichen Ebene. Dies ist die klassische Mentalität von Kommunisten, Islamisten und anderen totalitären Ideologen.

Anstatt demokratisch respektvoll das offene Gespräch zu suchen, wollen die Genderideologen anderen das Sprechen unmöglich machen. Durch Kontrolle des Mediums (der Sprache) versuchen sie, alternative Ausdrucksmöglichkeiten für Andersdenkende zu vernichten. Wir dürfen das nicht zulassen.

Wenn Genderideologen behaupten, dass die Sprache unser Denken bestimmt, dann verwechseln sie das wahre, innere Denken mit einem äußerlichen Gehorchen. Wenn Putin verbietet, von einem Krieg in der Ukraine zu sprechen und die Bürger Russlands brav das Wort ‹Krieg› nicht in den Mund nehmen, dann bedeutet das nicht, dass alle Russen davon überzeugt sind, dass in der Ukraine kein Krieg stattfindet. Seit Jahrzehnten hat es in China Sprachverbote und -gebote gegeben, und dennoch gibt es Dissidenten (die brutal verfolgt werden, wenn sie für sich Redefreiheit beanspruchen).

Jeder von uns soll in sich gehen und sich fragen, ob wir uns dieser versuchten Machtausübung der Genderaktivisten beugen sollten (denn nur mit unserer Zustimmung wird sie zu einer Machtausübung). Ob wir diese versuchte Machtausübung als gültig und richtig und gut anerkennen. Falls sie nicht gültig und richtig und gut ist (und das ist sie nicht, aus mehr als einem Grund), was dann? Sollten wir uns nicht weigern, uns zu unterwerfen, mitzulaufen und zu gehorchen? (Und jeder vernünftige, demokratisch denkende Mensch sollte sich weigern.)

Sind Kritiker eine «Sprachpolizei»?

Interessant ist es, dass die Genderei aus Kritik entstanden ist, aber viele Genderer überhaupt keine Gegenkritik ertragen können.

So motzen einige gendernde Journalisten, dass die Kritiker des Genderns eine «Sprachpolizei» seien, die das Gendern verbieten möchten. Wir sollten aber Folgendes betrachten:

  1. Was halten wir von Dozenten, die einem Schüler oder Studenten schlechtere Noten geben, wenn sie nicht gendern? Von Dozenten, die ihre Schüler und Studenten benachteiligen, wenn diese nicht den ideologischen Genderregeln der Dozenten gehorchen? Solche Dozenten gibt es. Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder hat deswegen in einem Interview erklärt, dass Genderzwang in Bayern nicht toleriert wird: «auch Gleichberechtigung ist selbstverständlich ein zentraler gesellschaftlicher Auftrag. Aber die erreichen wir nicht dadurch, dass wir ganze Sprachbegriffe ändern. Wir haben deshalb in Bayern dafür gesorgt, dass Universitäten und Professorinnen und Professoren den Studenten keine schlechteren Noten geben können, wenn Gender-Vorschriften nicht befolgt werden. Wir brauchen keine Sprachpolizei» (Cicero, Dezember 2021, S. 35)
  2. Es gibt Arbeitgeber, die ihre nicht-gendernden Angestellten mit Mahnungen usw. bestrafen
  3. Die Öffentlichkeit (d.h. alle Gebührenzahler) darf vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk verlangen, dass die deutsche Standardsprache verwendet wird, und weder Oberpfälzisch, Sächsisch, Hamburger Platt, ein anderer Regionaldialekt, noch der politisch inspirierte Soziolekt einer selbsternannten Möchtegern-Elite. Dennoch sehen wir, dass etliche Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks offenbar mit Verachtung auf die Bevölkerung herabschauen und versuchen, sie umzuerziehen
  4. Die Genderer in der aktuellen Bundesregierung sind offensichtlich dabei, selbst eine Art von Sprachpolizei einzurichten
  5. Otto Depenheuer, Professor für Öffentliches Recht, Allgemeine Staatslehre und Rechtsphilosophie an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln, spricht in einem Interview über Entwicklungen in der Stadt Hannover: «Hoheitliche Sprachpolitik sollte in einer freiheitlichen Demokratie eigentlich ein Tabu sein. Was wir hier sehen, ist ein vorsätzlicher Eingriff in die natürliche Sprachentwicklung, getragen von einer Ideologie.» Er vergleicht die Lage mit ähnlichen Situationen in der Vergangenheit und schlussfolgert: «Und jetzt haben wir es wieder mit aktiver staatlicher Sprachpolitik, ja mit Sprachpolizei zu tun, nur diesmal unter dem Vorzeichen der Gendergerechtigkeit.»

Der Deutschlandfunk berichtete 6.10.2021 im Artikel «Gibt es eine Genderpflicht an Bayerns Hochschulen?»:

An der Ludwig-Maximilians-Universität München fühlen sich manche Studentinnen und Studenten überfordert vom Gendern. In einem Politikwissenschaftsseminar zum Thema „Wissenschaftliches Arbeiten“ verschickte die LMU-Dozentin Lisa K. einen „Bewertungsbogen“ für die Benotung der Klausuren und Hausarbeiten der Seminarteilnehmer. Dieses interne PDF-Dokument liegt Deutschlandfunk Kultur vor. Laut diesem Bewertungsbogen wird jeder, der oder die keine genderneutrale Sprache benutzt, mit Punktabzug bestraft.

Die Note verschlechtert sich dadurch im selben Maße wie etwa bei Rechtschreibfehlern oder falscher Gliederung der wissenschaftlichen Arbeit. Auf die Frage, ob die Dozentin den Bewertungsbogen selbst entwickelt oder von ihrem Institut bekommen hat, verweigert sie die Aussage – sie sei derzeit nicht im Dienst.

Ihr vorgesetztes Institut verweist auf die Pressestelle der LMU. Und die weicht aus. Auf die Frage von Deutschlandfunk Kultur, ob die wissenschaftliche Mitarbeiterin schlechtere Noten vergeben durfte, weil Studenten nicht genderten, antwortet die Uni: „Es ist darauf hinzuweisen, dass Lehrende an Hochschulen im Rahmen der Wissenschaftsfreiheit grundsätzlich in der Gestaltung ihrer Lehre frei sind.“

Das ist das Verhalten der widerlichsten Genderer: Sie reden zwar von Freiheit, aber Freiheit nur für sich selbst. Öffentlich, offiziell, formell, sieht alles gut aus; aber eigentlich, intern, heimlich, gibt es ideologische, undemokratische, wissenschaftlich unbegründete, sprachpolizeiliche Zensur und Bestrafung von Andersdenkenden. Es ist zu hoffen, dass der wahre Zustand an der LMU München nicht ganz so schlimm ist, wie der Artikel des Deutschlandfunks suggeriert. Dies ist natürlich schwer festzustellen, wenn die mutmaßlichen Täter (oder ‹Täter*innen›) ausweichend und vertuschend reagieren und nicht klar Stellung nehmen. Aber die autoritäre, antidemokratische Drohung ist jedenfalls schon klar dokumentiert. Es ist charakteristisch für Linksextremisten, Autoritätspositionen zu besetzen (z.B. als Dozenten), ihre Autorität zu missbrauchen und Andersdenkende dazu zu nötigen, ihnen zu gehorchen.

Die quasi-geheimpolizeiliche Variante

Das schönste Beispiel dafür, in welchem Milieu das Gendern am besten gedeiht, ist die politische Amadeu Antonio Stiftung. Diese ruft dazu auf, «antifeministische Vorfälle» bei ihr zu melden. Dazu gehören z.B. «organisierte Kampagnen gegen geschlechtergerechte Sprache». (Das gilt dort also schon als «Antifeminismus». Stand der Webseite: 8.2.2023.) Ihre Webseite präsentiert eine sehr enge, problematische Auffassung davon, was Feminismus ist oder sein soll. Der herrische Wortschwall suggeriert, dass jene Leute am liebsten ältere Feministen wie Alice Schwarzer sofort ins KZ oder in den Gulag schicken würden.

Jene Stiftung möchte auch untersagen, dass man sich zu «Gender-Ideologie» äußert, denn dies sei laut ihr ein «rechter Kampfbegriff». Eine solche Äußerung wäre ein «antifeministische(s) Narrativ». – Entschuldigung, bitte, aber: wenn man eine Ideologie nicht mehr eine Ideologie nennen darf, wo sind wir dann? (Antwort: Man muss nur ein kleines bisschen googlen, um herauszufinden, dass die Stiftung gegründet wurde von einer Frau, die acht Jahre lang für die Stasi gearbeitet hat. Wäre es wirklich böse, aus diesem bisschen Geschichte etwas über den Charakter der Stiftung herauszulesen? Haben wir hier vielleicht keine ‹Sprachpolizei›, sondern eine Sprach-Geheimpolizei, die denunzierende Spitzel sucht?) Das Netzwerk Sprachkritik hat in einem offenen Brief an das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (das diese Initiative der Amadeu Antonio Stiftung finanziell unterstützt) einige penetrante und relevante Fragen über die Auffassungen des Ministeriums zu Feminismus, Sprache und Demokratie gestellt.

Auf der Webseite jener Stiftung sehen wir ein schönes Beispiel davon (wie oben erwähnt), wie solche autoritären Aktivisten versuchen, anderen das Sprechen unmöglich zu machen: durch Tabuisierung von vollkommen relevanten und richtigen Wörtern, die die Aktivisten nicht hören wollen. – Aber die Mauer ist gefallen, und wir lassen uns unsere Redefreiheit nicht nehmen. Wir können die quasi-polizeiliche Wichtigtuerei einfach ignorieren. Oder uns darüber lustig machen.

Zum Glück noch immer bloß quasi-polizeilich, denn die gesammelten Daten, so versichert man uns, werden anonymisiert weitergegeben (wirklich? Das Streitgespräch «Wer hat hier was zu melden?» in Die Zeit vom 3.3.2023 mit der Initiatorin jenes Denunziantenportals lässt uns zweifeln. Dort ist zu lesen, dass die Initiative Linguistik-vs-Gendern, deren Petition von mehr als 850 Sprach- und Literaturwissenschaftlern – Stand: 28.6.2023 – unterschrieben worden ist, von dieser Stiftung beobachtet wird). Das Interessanteste hier ist die Mentalität: das dogmatische Ideologisieren, Tabuisieren, Denunzieren, Überwachen – das volle autoritäre, undemokratische, illiberale Paket. Das sieht ja echt wie DDR-Nostalgie aus.

Übrigens: Auch erlaubt jene Stiftung nicht, dass jemand von «Wissenschaftler*innen der Gender Studies» sagt, dass sie «„unwissenschaftlich“, „Geldverschwendung“ etc.» seien. Jene «Wissenschaftler*innen» sind also offenbar eine neue Art von mittelalterlichem Klerus, der nach Belieben alles Mögliche behaupten darf; Kritik an ihren Äußerungen wäre Ketzerei, und die Inquisitoren von dieser Stiftung wollen das verbieten. (Siehe auch was wir schon gesehen haben über ‹Wissenschaft› in solchem Aktivismus.) Auch sogenannte Gleichstellungsbeauftragte gehören zu den Heiliggesprochenen, denn zu den neu verbotenen Handlungen gehört auch: «Die Arbeit einer Gleichstellungsbeauftragten (und/oder ihre Person) wird angegriffen». (Es tut mir nicht leid für jene Stiftung: Ich äußere dennoch konkrete Kritik mit Analyse auf einer der folgenden Webseiten.) Und laut dem Text kommen männliche Gleichstellungsbeauftragte im Weltbild dieser gendernden Stiftung offenbar nicht vor (Stand der Webseite: 8.2.2023).

Ideologiekritik ist also verboten? Hat der Mauerfall dazu geführt, dass Ostdeutschland nicht endlich demokratisch wird, sondern dass ganz Deutschland eine DDR Version 2.0 wird? – Es ist wohl klar, dass nicht alle, die Gendersprache verwenden oder sogar befürworten, Überreste aus der deutschen kommunistischen Diktatur sind. Die meisten wissen leider sowieso eher nicht so gut, was sie tun. Aber jene Webseite der angeblich progressiven Amadeu Antonio Stiftung ist symptomatisch und bezeichnend für die undemokratische Mentalität vieler, die die sogenannte «gendergerechte» oder «geschlechtergerechte» Sprache propagieren. (Hier müssen wir erneut an den ganz oben zitierten Journalisten Ingo Meyer denken.)

Die Behauptung, dass Kritiker des Genderns eine «Sprachpolizei» sind, ist einfach verlogen: eine Umdrehung und Verdrehung der Fakten (und, ganz modisch identitätspolitisch: man spielt die Opferrolle). Bei Kritik am Gendern geht es um die Verteidigung der gemeinsamen, natürlich entwickelten deutschen Sprache gegen ungerechtfertigte Verzerrungen und Zwang durch eine ideologisch verbohrte, aggressive, arrogante, illiberale Minderheit. Es ist auch eine wirklich herrlich üble Projektion, wenn die Initiatorin der Spitzelwebsite antifeminismus-melden.de sagt: «Denn nicht nur im rechtsextremen Spektrum, auch in anderen Spektren […] gibt es Leute, die über das Ticket ‚Gender‘ versuchen, die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen umzugestalten.» – Entschuldigung, aber: Wer versucht hier etwas umzugestalten? Offenbar hauptsächlich ihr eigenes ‹Spektrum›.

Wie Die Welt im Artikel «Das Ministerium und die Denunziation der 500 „Antifeministen“» erwähnt: «Wissenschaftler haben einen Aufruf gegen Gendern unterzeichnet. Bei einem vom Familienministerium geförderten Meldeportal hält man das für „Antifeminismus“. Es wird über geheime Geldgeber spekuliert und vom „rechten Spektrum“ geraunt […] Die Amadeu-Antonio-Stiftung weist in ihrer Antwort ebenso wie das Ministerium den Vorwurf der Denunziation zurück. Man begreift gar nicht, dass schon die bloße Nennung von legitimen Aktivitäten in einem Atemzug mit Gewalt und Hassrede eine Denunziation ist.»

Was? Gibt es etwa Geld dafür, dass ich hier meine Kritik übe? Schön wäre es. (Es ist eher jene Stiftung, die vom Familienministerium Geld empfängt! Wieder mal eine Behauptung mit Umkehrung.) In der Zwischenzeit sind es, wie schon erwähnt, nicht 500, sondern mehr als 1100 Wissenschaftler und mehr als 5300 andere Personen geworden, die die Stiftung überwacht (Stand: 12.7.2024). Alles ‹rechte› Personen, die denunziert und überwacht werden müssen? Die DDR lässt grüßen.

Christian Hillgruber, Professor für öffentliches Recht an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms- Universität in Bonn, sieht die Einrichtung solcher Meldestellen als eine ungute Rückkehr zu bösen Zeiten, wie er in einem Interview im April 2023 sagt:

Mich erinnert das in fataler Weise an unsägliche Zeiten, wenn hier eine Art Blockwartsystem etabliert wird, mit dem „falsche“ Auffassungen erfasst werden sollen. Ich halte diese Meldestellen für hochproblematisch und auch für verfassungswidrig. Der dem Grundgesetz verpflichtete Staat darf sich eigentlich gar kein eigenes Werturteil über die politischen Meinungen seiner Bürger anmaßen. […] Und Meinungsbildung darf eben nicht undemokratisch von oben gelenkt werden, denn dann wird sie unfrei. […] Seit wann muss man feministisch gesinnt sein? Und was heißt „antifeministisch“? Hier wird mit Begriffen hantiert, die jede Trennschärfe vermissen lassen. […] Mir fällt jedenfalls immer wieder auf, dass diejenigen, die Begriffe wie Pluralismus und Diversität ständig im Munde führen, auf dem Gebiet der Meinungen nicht einmal kleinste Abweichungen zu tolerieren, geschweige denn zu akzeptieren bereit sind. Diese Meldestelle Antifeminismus müsste sofort gestoppt werden.

(Cicero, Mai 2023, S. 40-41.)

Wie wir in den weiteren Kapiteln noch mehr in Detail sehen werden, ist das Gendern ein Zeichen entweder einer undemokratischen, wissenschaftsfeindlichen, illiberalen Mentalität oder der Unbildung oder der Dummheit oder des (vielleicht naiven, unbewussten) Mitläufertums. – Aber wenn jemand sich unbedingt so auszeichnen will, dann soll er das gefälligst tun. Dann wissen wir andere, mit was für einem Menschen wir es zu tun haben (und ich verlange von niemandem, es bei mir zu melden! Denn ich bin ja nicht wie die Amadeu Antonio Stiftung).

Marxistische Sprachtheorie

Vorstellungen über die magische Wirkung von Sprache und über die Notwendigkeit, polizeilich in die Sprachverwendung von Bürgern einzugreifen, finden wir in verschiedenen Formen des Marxismus6. (Zur Erinnerung und für junge Leser, die es noch nicht wissen: Der Marxismus ist eine dogmatische, anti-freiheitliche Philosophie, die als ideologische Rechtfertigung für mörderische Diktaturen (sozialistisch / kommunistisch) in der ganzen Welt – z.B. DDR, Sowjetunion – diente und noch immer dient.) Wir finden solche Vorstellungen z.B. im Denken des italienischen Kommunisten Antonio Gramsci und des deutschen 68er-Führers Rudi Dutschke.

Gramsci wurde bekannt u.a. durch seine Strategie des Kampfes um «kulturelle Hegemonie»: Gramsci stellte sich «als politische Hauptaufgabe de[n] Gewinn der „kulturellen Hegemonie“ durch die Partei als „kollektiven Intellektuellen“, die „Übersetzung“ der (marxistischen) Philosophie in Alltagsbewusstsein und ihre Bestätigung als „Philosophie der Praxis“» vor7. Über die Rolle der Intellektuellen in der Gesellschaft meinte er: «Eine soziale Gruppe, die die Hegemonie anstrebt, setzt alles daran, die traditionellen Intellektuellen zu assimilieren und für ihre Ideologien einzunehmen». (Unwillkürlich muss ich hier an die Fernsehserie Star Trek denken, mit den assimilierenden Borg.)

Rudi Dutschkes Strategie (der «Marsch durch die Institutionen») ist im Wesentlichen genau dasselbe. Es geht dabei um eine Zerstörung demokratischer gesellschaftlicher Institutionen von innen: Schlüsselpositionen werden besetzt durch Personen, die ihre Autorität ausnutzen und missbrauchen, um radikale Anliegen auf undemokratische Weise autoritär durchzusetzen.

Offensichtlich ist ein solcher Prozess der allmählichen, stufenweisen Unterwanderung und  Aushöhlung aktuell in Deutschland im Gange. Im Interesse der Demokratie und des Wohles aller Bürger ist es wichtig, dass wir Meinungsfreiheit und Redefreiheit schützen. Hierzu gehört natürlich auch die Verteidigung der Sprache: des Mediums der Rede. Man darf sich nicht der Regelwut einer autoritären, die Demokratie aushöhlenden Gruppe beugen. Nur Ablehnung von solchen Formen des Autoritarismus ist richtig in unserer Zeit – falls man es wirklich ernst meint mit der Behauptung, dass man sich für ‹diversity› einsetzen soll. Denn Meinungsfreiheit und Redefreiheit sind essentiell für die gedankliche Diversität, worauf Fortschritt basiert. Alles Andere wäre Heuchelei.

Der öffentliche intellektuelle Raum darf nicht der Meinungsdiktatur einer kleinen, autoritären Gruppe überlassen werden8. Wenn wir sehr gute Gründe dafür haben, unsere gemeinsame Sprache so zu benutzen, wie sie sich über viele Generationen natürlich entwickelt hat (und die Gründe haben wir), dann muss diese Verwendung von allen respektiert werden.

Sprachzensur im Namen einer falschen, verlogenen, angeblichen ‹Progressivität› ist die erste von mehreren Formen der Unfreiheit. (Brauchen Sie ein aktuelles Beispiel? Putin, der im Namen eines Kampfes gegen ‹Nazis› in der Ukraine dort einen Vernichtungskrieg führt und die öffentliche Sprachverwendung in Russland zensieren lässt.)

Keine einzige Diktatur kommt von einem Tag auf den nächsten vom Himmel gefallen. Sie kommt schleichend. Auch die Aushöhlung demokratischer Freiheiten kommt schleichend. Ich werde mich von niemandem dazu zwingen lassen, Menschen in meiner Sprache ständig nach ihrem Geschlecht, nach Weiblein und Männlein zu trennen, wenn es einfach um Menschen geht. Zum Glück muss man das in der schon reell existierenden, etablierten deutschen Standardsprache nicht.

Wer noch nicht überzeugt ist, dass es eine ungesunde Verbindung von Gender-Ideologie und undemokratischer Politik gibt, sollte sich einlesen in die Philosophiegeschichte. Stichwörter: Neomarxismus, westlicher Marxismus, G. Lukács, A. Gramsci, Adorno, Horkheimer, Frankfurter Schule, ‹Kritische Theorie›.

‹Empfehlungen›

Eine ähnliche schleichend autoritäre Neigung ist sichtbar in der aktuellen Politik auf Bundesebene: so wurde berichtet, dass der Bundesregierung als Teil eines «Aktionsplan[s] gegen Queerfeindlichkeit» die «Einrichtung eines Gremiums zur Formulierung von Empfehlungen für den Öffentlichen Dienst» für «Geschlechtergerechte Sprache» vorgeschlagen wird. D.h. dass mit Steuergeldern (denn bestimmt machen sie es nicht pro deo) einige Genderer dazu beauftragt werden, die Bevölkerung zu bevormunden, wie sie zu sprechen hat – gegen alles, was Sprachwissenschaft und Geschichte und demokratische Volkswille und praktische Vernunft uns sagen.

Höre ich da jemanden ‹Vetternwirtschaft› sagen? Für 4 Millionen Euro wird die Stadt München sprachlich ‹gendergerecht› gemacht, unter Führung einer Person, die das dubiose Fach ‹gender studies› studiert hat. Und das ist wieder jemand aus derselben politischen Partei, den Grünen. Bestimmt nicht zufällig.

Denken wir kurz hierüber nach: Millionen Euro an Steuergeldern werden hier verwendet von einer politischen Clique zur Verbreitung von Unwahrheit und realitätsferner Ideologie und zum Schüren von künstlicher Unzufriedenheit. Das Geld hätte auch sehr gut anders verwendet werden können. Aber offenbar funktioniert die deutsche Demokratie so, wenn man die Grünen wählt. Ein wunderbares Geschäftsmodell. (Die Universität München macht auch so was.)

Die weitere Strategie wird wohl ungefähr folgende sein: Zuerst wird es die unverbindlichen ‹Empfehlungen› geben, wie von Prof. Ralf Vogel in seinem Artikel «Ist Gendern links?» beschrieben:

Das Gendern wurde zu einem sprachlichen Parteiabzeichen. Die Gleichstellungsbüros öffentlicher Institutionen verfassen Sprachratgeber, die als Empfehlungen tarnen, was mit empfindlichen sozialen Sanktionen bewehrt einer Forderung nach unbedingtem Sprachgehorsam entspricht.

Auffällig viel zu wenige Menschen stören sich am Wort ‹Gleichstellung›. Kristina Schröder (Ex-Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, CDU) hat recht, wenn sie sagt: «ich bin für Gleichberechtigung. Gleichstellung funktioniert nur mit Gleichmacherei und einem Staat, der permanent in die Entscheidungen von freien Individuen eingreift.» ­­– ‹Gleichstellung› hat tatsächlich einen ähnlich autoritären Klang wie ‹Gleichschaltung›.

Und wie läuft der Plan weiter? Es wird gewiss eine beachtliche Zahl allzu ‹netter›, konfliktscheuer Angestellter geben, die brav und hörig gehorchen und die ‹Empfehlungen› befolgen, aus Angst vor direkten oder indirekten disziplinären Maßnahmen, oder aus Angst, ‹nicht nett› gefunden zu werden. Es folgen dann weitere gegenderte Veröffentlichungen, die den Eindruck der gesellschaftlichen Akzeptanz erwecken sollen. Schließlich werden die Autokraten behaupten, dass im Sinne des Zeitgeistes (denn dafür halten sie ihren eigenen Ungeist) ein ‹natürlicher Sprachwandel› sich vollzogen hat. Ab dann beginnen sie, härter gegen Andersdenkende aufzutreten.

Das nennt man ‹soft governance› oder ‹sanfte Steuerung›: eine allmähliche, manipulative Lenkung, schrittweise und heimtückisch. Demokratisch legitimiert ist das nicht. Es ist eher feige-autoritär: feige, weil das offene, rationale Gespräch vermieden wird, und autoritär, weil von den steuernden Personen oder Instanzen andere Stimmen absichtlich verdrängt und ignoriert werden. Es ist kein respektvoller, demokratischer Umgang mit Andersdenkenden, sondern Verachtung. Deshalb sollten wirklich freiheitlich denkende Menschen sich rechtzeitig dem widersetzen. Später könnte es schwieriger werden.

So ist es z.B. auch zu den ‹Empfehlungen› für Gendersprache an den Universitäten gekommen. Ich kann mich nicht erinnern, dass je eine breite, offene Diskussion an meiner Universität darüber geführt wurde, ob Gendersprache überhaupt Sinn hat, oder was wir Dozenten davon halten. Weil niemand diese skurril anmutende, schleichende soft governance wirklich ernst genommen hat – außer natürlich diejenigen, die sie durchgedrückt haben –, hat es bisher keine Einsprüche gegeben. Jetzt können sogenannte Gleichstellungsbeauftragte so tun, als ob die Gendersprache eine nicht umkehrbare Tatsache ist.

Ich werde also jene angekündigten «Empfehlungen» für sogenannte «geschlechtergerechte Sprache» für den Öffentlichen Dienst einfach ignorieren, und auf diesen Seiten kann jeder nachlesen, warum ich das tue. Und falls irgendwelche sprachsexualisierenden Leute mich deswegen als frauenfeindlich, ‹queerfeindlich› (?) oder so was in der Art diskreditieren wollen, dann sagt das mehr aus über sie (und zwar nichts Gutes) als über mich.

Auch Sie, liebe Leser, müssen nicht still und machtlos alles akzeptieren, was Genderaktivisten in ihrem sprachlichen Unwissen, ihrer aufdringlichen Subjektivität und ihrer herrischen Respektlosigkeit verkünden. Auf diesen Seiten finden Sie Argumente, die Sie in einem Gespräch benutzen können.

Falls die Gegenseite kein Gespräch zulässt (was wahrscheinlich ist – aber geben Sie ihr doch eine Chance) oder mit ihrer üblichen Realitätsverweigerung Tatsachen verneint und ihre Fantasien als Tatsachen verkaufen will, dann dürfen Sie sich umso mehr nicht deren autoritären Lüsten unterwerfen. Leisten Sie Widerstand, passiv oder aktiv. Sie haben (jetzt noch immer) die Freiheit, ihre persönliche, individuelle Macht, Ihre Sprache weiterhin so zu benutzen, wie es richtig ist. Ich werde das tun. Sie müssen keiner Geschlechter-Apartheid zustimmen.

Nächste Seite: Kann das Gendern überhaupt wirksam sein?

(Stand: 22.7.2024)


  1. In seinem Artikel «Das Märchen vom Gendersterntaler»: https://www.berliner-zeitung.de/wochenende/gendern-ist-eine-sprachliche-katastrophe-li.158476.↩︎

  2. Man sehe z.B. RTL/ntv-Umfrage: 82 Prozent der Bevölkerung finden Gendern unwichtig. Interessant ist es, auf https://www.linguistik-vs-gendern.de/umfragen/ nachzulesen, wie im ZDF einige in jenem Betrieb tätige Aktivisten versuchen, die offenbar unerwünschten Ergebnisse zu kaschieren. Siehe auch https://www.pro-medienmagazin.de/gendersprache-stoesst-auf-ablehnung/. Dass das ZDF behauptet, „möglichst diskriminierungsfrei kommunizieren“ zu wollen, basiert auf anti-wissenschaftlicher Geschichtsvergessenheit.↩︎

  3. «Öffentlich-rechtliche Umerziehung». Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.8.2022, https://zeitung.faz.net/faz/seite-eins/2022-08-10/838b8e223df7ead9c917ddfe62bcc7fb/?GEPC=s9.↩︎

  4. https://www.linguistik-vs-gendern.de/reaktionen/zdf-fernsehrat/]].↩︎

  5. Der Ausdruck «politisch korrekt» ist gar nicht harmlos. «The term /political correctness/ first appeared in Marxist-Leninist vocabulary following the Russian Revolution of 1917. At that time it was used to describe strict adherence to the policies and principles of the Communist Party of the Soviet Union, that is, the party line.» Siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Political_correctness#Early-to-mid_20th_century.↩︎

  6. So kenne ich die Sprachpolizeilichkeit aus meiner Zeit an einem Amsterdamer Gymnasium in den 1970er-Jahren. Eine maoistische Niederländischlehrerin, die der Gruppe «Kritiese Leraren» (Kritische Lehrer) angehörte (passen Sie auf vor solchen Leuten, die sich kollektiv die ‹kritischen› sonst was nennen), wollte uns in ihrem Unterricht zu gläubigen und hörigen maoistischen Kommunisten umschulen, und hierzu gehörte auch das Herumbasteln an der Sprache, wie die Verwendung einer neuen ‹Rechtschreibung› (u.a. ‹kritiese› anstatt des üblichen ‹kritische›).↩︎

  7. Aus dem Wikipedia-Artikel über Antonio Gramsci: https://de.wikipedia.org/wiki/Antonio_Gramsci#Hegemonie.↩︎

  8. https://de.wikipedia.org/wiki/Antonio_Gramsci#Intellektuelle_und_Bildung]]. Es gibt eine politische Partei in Deutschland, die ganz konsequent nach Gramscis Formel arbeitet und ihre Leute in gesellschaftlichen Schlüsselpositionen – z.B. Medien, Universitäten, Kirchen – einsetzt. Die soziale Gruppe, die hinter dieser Partei steht, ist die Hauptzielscheibe in Sahra Wagenknechts Buch Die Selbstgerechten.↩︎